Die Kniescheibe (Patella) auf der Vorderseite des Oberschenkels fungiert wie eine Umlenkrolle und überträgt die Kraft der vorderen Oberschenkelmuskulatur auf den Unterschenkel. Dabei gleitet sie ab einer Beugung von ca. 20-30° in einer Knochenrinne dse Oberschenkels. Für ihre sichere Führung strahlen Sehnen und Bänder in die Kniescheibe ein. Insbesondere bis 30° wird die Kniescheibe durch die seitlich einstrahlenden Bänder stabilisiert (laterales und mediales Retinakulum, und insbesondere das Mediales Patello-Femorales Ligament (MPFL)).
Vor einer Therapie sollte neben der klinischen Untersuchung bildgebende Verfahren (Röntgen, ggf. Computertomographie (CT), ggf. Magnetresonanztomographie (MRT)) zur Feststellung von Begleitpathologien durchgeführt werden, da diese Begleitpathologien die Behandlung bestimmen.
Kniescheibenbeschweren oder Instabilitäten können unterschiedliche Ursachen haben:
- X-Beinstellung (genu valgum)
- Drehfehler der Beinachse (Antetorsionssyndrom)
- Kniescheibenhochstand (Patella alta)
- Schwäche oder vorheriger Riss der innenseitigen Kniescheibenhaltebänder (med. Retinakulum/MPFL)
- Verminderte Ausbildung der knöchernen Gleitrinne des Oberschenkels (Trochleadysplasie)
- Kniescheibenfehlform (Patelladysplasie)
- Unfallereignis mit Erstluxation
KONSERVATIVE THERAPIE:
Eine konservative Therapie der Kniescheibenverrenkung / Kniescheibenluxation kann dann erwogen werden, wenn die Kernspintomographie Untersuchung keinen wesentlichen Schaden am Knorpel sowie Band- und Halteapparat zeigt. In diesem Fall muss das Kniegelenk mit einer entsprechenden Bandage bzw. Schiene für ca. 4-6 Wochen ruhiggestellt werden. Vorbeugende Maßnahmen zum Schutz vor einer Luxation der Patella sind eine Muskelaufbautraining, Koordinationstraining und Anwendung von einer Kniebandage, Knie-Orthesenbehandlung.
Nach erstmaliger Luxation sollte jedoch bei hohem sportlichem Anspruch oder hohem Reluxationsrisiko aufgrund vieler negativer Faktoren eine operative Behandlung empfohlen werden, z.B. durch eine arthroskopische Naht der durch Luxation zerrissenen innenseitigen Kniehaltebänder (med. Retinakulum/ MPFL).
OPERATIVE THERAPIE:
Bei wiederholten Luxationen der Patella sowie bei Nachweis von Begleitverletzungen in der Kernspintomographie mit Knorpelschäden wird eine operative Behandlung empfohlen. Die Art der Operation hängt u.a. von folgenden Faktoren ab:
- Instabilitätsgrad der Kniescheibe
- Häufigkeit der Kniescheibenluxationen
- Anatomische Voraussetzungen (Fehlanlage von Kniescheibe oder Gleitrinne, X- Bein, Verlauf der Kniescheibensehne)
- Ausmaß der Verletzungen (Knorpel, Kapsel- Bandapparat, MPFL)
- Alter des Patienten
Ziel einer Operation muss sein, die Anatomie wieder herzustellen und weitere Luxationen zu verhindern. Die Reparatur des zerrissenen Kapsel-Bandapparates mit Naht, ggfs. Raffung der medialen Kapsel und des medialen Bandapparates oder MPFL-Rekonstruktion mit körpereigenen Sehnenersatz für das gerissene mediale Kniescheibenband nehmen heute bei der operativen Behandlung der Kniescheibenluxation die wichtigste Rolle ein. Knöchernen Korrekturmaßnahmen mit Versetzung der Kniescheibensehne am oberen Anteil des Schienenbeins, z.B. OP nach Elmslie-Trillat, werden nur selten durchgeführt. Sie sollten zudem erst nach Abschluss des Wachstums durchgeführt werden.
NACHBEHANDLUNG:
Die Nachbehandlung muss der entsprechenden Operationsmethode angepasst werden. Bei den Weichteileingriffen ist neben einer anfänglichen Teilbelastung für ca. 2 Wochen und Schutz durch eine spezielle Schiene (für ca. 6 Wochen) wichtig, dass die Muskulatur des Oberschenkels physiotherapeutisch nachbehandelt wird.
Ergänzend kommen lokale Kältebehandlung anfangs postoperativ, Thromboseprophylaxe und symptomatische Schmerzbehandlung hinzu.